1. Erhalt und Verbesserung von Lebensräumen durch angepasstes Beweidungsmanagement
Zeitliche Abstimmung der Beweidung: |
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![]() Anpassung der Weidetermine an die Phänologie des Apollofalters. Graue Pfeile: frühere, ungünstige Weidetermine; Schwarze Pfeile: angepasste Weidetermine, die zur Zeit der beweidungsunempfindlicheren Stadien (Puppe, Ei) erfolgen. |
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Änderung des Beweidungsmodus und der Herdenzusammensetzung: | |
Um die Felsen, also den Lebensraum der Apollofalter-Raupen, auch langfristig offen zu halten und einen guten Sedum-Bestand zu erhalten, müssen Felsbereiche beweidet werden. Durch den Tritt der Tiere wird der Moos- und Grasbewuchs abgetreten, so dass die Weiße Fetthenne wieder an offenen Felsbereichen wachsen kann. Die Aufnahme von Ziegen in die Herde ist besonders wünschenswert, da die Tiere im Gegensatz zu den Schafen bereitwilliger in steilere Felsbereiche klettern und stärker aufkommendes Gehölze verbeißen bzw. zurückdrängen. Außerdem folgen die Schafe den Ziegen in steilere Hangbereiche, so dass den Ziegen bei der "Felspflege" einen Mitzieheffekt bewirken. Allerdings bedurfte es häufig einer gewissen Überredungsarbeit, die Schäfer davon zu überzeugen, auch Ziegen mit in die Herde aufzunehmen. So wurden Ziegen wegen ihrer angeblich schlechten Führigkeit und problematischen Einstallung im Winter ungern gehalten. Diese Probleme haben sich aber mittlerweile gelöst. (Weiterführendes zur Pflege und Entwicklung von Kalkmagerrasen und Felsen durch Schaf- und Ziegenbeweidung in Dolek et al. 2001) |
Ziegen in der Steilwand. |
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2. Wiederherstellung und Verbesserung von Lebensräumen z.B. durch Felsfreistellungen
Neben der Einführung bzw. der Anpassung der Beweidung lassen sich Apollofalter-Lebensräume z.B. auch durch Felsfreistellungen qualitativ verbessern oder wieder herstellen. Auch Magerrasen und Stützhänge können durch Entfernen des Baumaufwuchses wieder als Lebensraum nutzbar gemacht werden. Nach der Freistellung felsreicher Gebiete ist es wichtig, sofort mit der Beweidung einzusetzen, um die meist aus Altgräsern und wiederaustreibenden Gebüschen bestehende Vegetation zurückzudrängen. Auch sollte anschließend eine dauerhafte Pflege bzw. Beweidung einsetzen, um die Standorte langfristig zu erhalten. |
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Starker Gehölzaufwuchs lässt diesen Felsen völlig veschwinden. |
Nach der Felsfreistellung kann sich erst der Weiße Mauerpfeffer und dann der Apollofalter wieder ansiedeln. |
In den derzeitigen Vorkommengebiten des Apollofalters existiert ein umfangreiches Felspotenzial und weitere verwaldete, felsdurchsetzte Magerrasen. Diese waren, wie alte Darstellungen belegen, vor einigen Jahrzehnten offen und unbewaldet. Nur wenn es gelingt, einen funktionstüchtigen Verbund der einzelnen Biotope herzustellen, können die noch vorhandenen Apollofalter-Bestände (Populationen) ausreichend stabilisiert werden. Die Falter sind gute Flieger und können sich oft mehrer Kilometer weit von dem Standort, wo sie geschlüpft sind, entfernen. Die bisherigen Ergebnisse belegen, dass freigestellte Felsen und Felsbänder nicht nur als optische Anhaltspunkte für dispergierende Falter bei der Suche nach neuen Lebensräumen dienen. Sogar auf solitär stehenden Felsköpfen konnten abgelegte Eier gefunden werden, d.h. bereits kleinere Felsbereiche können als Lebensraum genutzt werden. Des Weiteren dienen derartige Felsköpfe als Trittsteine auf dem Weg zu weiter entfernten, größeren Lebensräumen. Durch die Einbeziehung, d.h. Freistellung solcher verbindender Trittsteine lässt sich ein Biotopverbund verwirklichen. Aber nicht nur natürliche, d.h. primäre Lebensräume wie Felsen und felsreiche Magerrasen sollten in den Biotopverbund integriert werden. Auch durch Menschen entstandene, d.h. sekundäre Lebensräume wie Stützmauern und v.a. Steinbruchhalden sind wichtige Lebensräume und sollten erhalten, gesichert und mit in den Biotopverbund aufgenommen werden. |
4. Zusammenarbeit mit der Steinindustrie | |
![]() Eine sehr alte Steinbruchhalde, die durch zunehmenden Baumbewuchs als Lebensraum für den Apollofalter verlorenzugehen droht. |
Die Auflassung vieler Weideflächen in der Südlichen Frankenalb, die ab Mitte des 20. Jahrhunderts einsetzte, führte zu einer Verbuschung und Bewaldung der Magerrasen. Nur noch wenige der ursprünglichen Lebensräume, nämlich felsdurchsetzte Magerrasen der Alb, beherbergten Apollofalter-Populationen. Bemerkenswerter Weise waren dies solche Gebiete, die in räumlicher Nähe zu individuenstarken Apollofalter-Populationen in Steinbruchhalden lagen. D.h. die enge Verzahnung von felsdurchsetzten Magerrasen und Steinbruchhalden, die im Zuge des Steinabbaues in der Region seit Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt entstanden waren, unterstützte bzw. sicherte den Fortbestand der Vorkommen in den Primärhabitaten.
Aus diesem Grund ist der Erhalt und die Bereitstellung neuer und geeigneter Steinbruchhalden ein zentrales Anliegen beim Schutz des Apollofalters. In enger Zusammenarbeit von Naturschutz und Steinindustie ließ sich eine umfangreiche und langfristig gehaltene Konzeption entwickeln: das Steinbruchkonzept. |