Verbreitung

Für beide Arten ist der Bestandsrückgang in Deutschland so stark, dass sie nur noch an sehr wenigen Stellen vorkommen. V.a. in den nördlichen Bundesländern sind die Arten ausgestorben. Insbesondere in Bayern finden aber beide Arten noch einen Lebensraum.

Problematisch ist, dass auch außerhalb Deutschlands in Europa das Verbreitungsbild der Arten sehr disjunkt ist, d.h. die Vorkommen sind klein, isoliert und weit zerstreut.

                 

Lebensraum

Natürlicher Lebensraum:
Der Maivogel ist im allgemeinen in Auwäldern, Bruchwäldern und Laubmischwäldern (insbesondere den Fingerkraut- Eichenmischwäldern) zu finden. Die Tiere fliegen in den lichten Wäldern vorwiegend an Waldsäumen, Lichtungen und in Jungbaumbeständen mit warmem, zeitweise luftfeucht-schwülen Kleinklima. Wichtig ist das Vorkommen von besonnten Eschen mit bodennahen Ästen an warm-luftfeuchten Standorten.

Geeignete Lebensräume für den Heckenwollafter sind ebenfalls feuchte Laubwälder, aber auch  Schlehen- Weißdorn- Heckenfluren. Die Art benötigt windgeschützte Stellen zwischen Heckenreihen und an Waldrändern mit geeigneter Vegetation wie Schlehe und Weißdorn.

Ein Maivogel-Männchen saugt an einer Ligusterblüte.

           
Mittelwald

Lichter Mittelwaldhieb mit Vorkommen von Maivogel und Heckenwollafter.

Von Menschen geschaffener Lebensraum:
Beide Arten finden in den Nieder- und Mittelwäldern Ersatzhabitate für die größtenteils verlorenegangenen lichten und warm-feuchten Au- und Bruchwaldstandorte. So liegen die aktuell bekannten bayerischen Vorkommen alle in (bzw. für den Heckenwollafter auch unmittelbar angrenzend an) oberholzarmen, mittelwaldbewirtschafteten Eichen- Hainbuchen- Wäldern.

In den Mittelwäldern ist der lichte Bestandscharakter nicht durch die natürliche Dynamik sondern durch die Art der Bewirtschaftung bedingt: Merkmal des Mittelwaldes ist die Zweischichtigkeit des Bestandes. Die Oberschicht besteht aus großkronigen Laubbäumen, die im weiträumigen Verband stehen. Bei einem Hieb werden diese Bäume zur Bauholznutzung stehen gelassen. Die Unterschicht besteht aus jüngeren, stockausschlagfähigen Bäumen, die im 20- bis 30-jährigen Umtrieb  zur Brennholzerzeugung genutzt werden. Aus den Stöcken wächst nach einem Hieb das Unterholz wieder hervor. Durch diese Nutzungsform gibt es also immer wieder lichte Stellen im Wald, die häufig ein feucht-warmes Kleinklima aufweisen.

       

Verschiedene Waldnutzungsformen:

Hochwald


Hochwald:
Hochwälder sind Baumbestände, die aus generativer Verjüngung, also aus Samen entstanden sind. Der Aufbau ist gleichförmig und einschichtig.

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Mittelwald:
Waldform mit Elementen des Niederwaldes und des Hochwaldes, bestehend aus einer Unterschicht (Unterholz) aus Stockausschlägen und einer Oberschicht (Oberholz) aus Kernwüchsen, z.T. auch aus durchgewachsenen Stockausschlägen

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Niederwald:
Aus Stockausschlag oder Wurzelbrut hervorgegangener Wald mit kurzer Umtriebszeit, d.h. ein Hieb erfolgt alle 10 bis 30 Jahre.

        

Entwicklung
Wie bei allen anderen Schmetterlingen auch erfolgt die Entwicklung von Maivogel und Heckenwollafter über Ei, Raupe, Puppe und Falter.
Die Flugzeit des Maivogles liegt v.a. im Juni. In dieser Zeit legen die Weibchen ihre Eipakete ab. Bereits im Juli findet man dann die Raupen, die überwintern und sich im nächsten (oder evtl. übernächsten) Jahr bis zur Verpuppung weiterentwickeln. Aus den Puppen schlüpfen dann wieder die Falter.
Die Falter des Heckenwollafters trifft man erst im Herbst (September / Oktober) an. Im Gegensatz zum Maivogel erfolgt die Überwinterung nicht als Raupe sondern als Ei. Die Raupen des Heckenwollafters schlüpfen erst im folgenden Frühjahr. Die Verpuppung erfolgt im Juni. Aus einem Teil der Puppen schlüpfen noch im selben Jahr die Falter, ein kleinerer Teil der Puppen überliegt, d.h. die Falter schlüpfen erst im Herbst des nächsten Jahres.
             
Falter
Raupengespinst
erwachsene Raupe
Maivogel (Euphdryas maturna)

Maivogel-Falter

Maivogel-Raupengespinst

Maivogel-Raupe.
Heckenwollafter (Eriogaster catax)

Heckenwollafter-Falter

Heckenwollafter-Raupennest

Heckenwollafter-Raupe
         
Die Raupen beider Arten leben gesellig. Nach dem Schlupf aus dem Ei bleiben sie beisammen und bauen an einem gemeinsamen Nest. Dieses Nest nutzen sie als gemeinsamen Ruheplatz. Auch kann ein Nest Vorteile bei der Thermoregulation (verminderter Wärmeverlust durch Zeltschicht und eng aneinander gedrängtes Ruhen) und bei der Feindabwehr (Schutz im Inneren des Zeltes, gegenseitige Warnung und gemeinsames Feindabwehrverhalten) bringen (vgl. Ruf et al. 2003)
         
Besondere Ansprüche an den Lebensraum

Im Rahmen das Artenhilfsprogrammes stellte sich sehr schnell heraus, dass beide Arten besondere Ansprüche an ihren Lebensraum stellen.

Eine Esche mit außergewöhnlich vielen Maivogelnestern.

Wahl der Eiablagepflanze:
Zum einen besteht in beiden Fällen eine enge Bindung an eine bestimmte Nahrungspflanze. Die Weibchen des Maivogels legen ihre Eipakte ausschließlich an Esche. Und der Heckenwollafter nutzt mit wenigen Ausnahmen fast nur die Schlehe zur Eiablage.

Wahl des Eaiblageortes:
Viel bedeutender ist aber, dass die Nahrungspflanzen unter ganz bestimmen kleinklimatischen Bedingungen gedeihen müssen: Der Maivogel nutzt nur Eschen, die an warm-feuchten Standorten stehen. Dabei muss einerseits eine ausreichende Besonnung gegeben sein, aber andererseits ist eine zu starke Sonneneinstrahlung der Art wieder abträglich. Und da die entsprechenden Bedingungen bezüglich der Luftfeuchte und der Wärme nur in einer bestimmten Höhe über dem Boden bzw. der Vegetation gegeben ist, legen die Weibchen ihre Eier nur in einer Höhe von 1-3 Metern über der Bodenvegetation ab. Dies bedeutet, dass Eschen vorhanden sein müssen, die auch in dieser Höhe beastet sind. Zu junge oder sehr alte Bäume fallen aus diesem Spektrum heraus. Optimale Standorteigenschaften sind deshalb in lichten Baumbeständen bzw. in Mittelwaldschlägen gegeben, deren Hieb 10-20 Jahre her ist.

     
Maivogel Eiablagehöhen

Das Höhenspektrum, das von Maivogelweibchen zu Eiablage genutzt wird, ist auch von der Höhe der Bodenvegetation abhängig.

     
Sehr ähnliche Ansprüche stellt auch der Heckenwollafter, wobei die Bedingungen etwas weiter gefasst sind. Auch diese Art bevorzugt warm-feuchte Standorte mit ausreichender Besonnung, die er vorwiegend in lichten Waldbeständen findet. In Jahren mit einer großen Population nutzt der Heckenwollafter aber verstärkt auch dem Wald vorgelagerte Bereiche, wenn sie ausreichend luftfeucht sind (z.B. Schlehen an Gräben oder Teichen). Insgesamt besiedelt der Heckenwollafter bereits auch jüngere Mittelwaldhiebe, da bereits relativ kleine Schlehenbüsche genutzt werden können.

Hier kann man Gelege des Heckenwollafters finden.

              

Gefährdung von Maivogel und Heckenwollafter