Für beide Arten ist der Bestandsrückgang in Deutschland so stark, dass sie nur noch an sehr wenigen Stellen vorkommen. V.a. in den nördlichen Bundesländern sind die Arten ausgestorben. Insbesondere in Bayern finden aber beide Arten noch einen Lebensraum. Problematisch ist, dass auch außerhalb Deutschlands in Europa das Verbreitungsbild der Arten sehr disjunkt ist, d.h. die Vorkommen sind klein, isoliert und weit zerstreut. |
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Natürlicher Lebensraum: Geeignete Lebensräume für den Heckenwollafter sind ebenfalls feuchte Laubwälder, aber auch Schlehen- Weißdorn- Heckenfluren. Die Art benötigt windgeschützte Stellen zwischen Heckenreihen und an Waldrändern mit geeigneter Vegetation wie Schlehe und Weißdorn. |
Ein Maivogel-Männchen saugt an einer Ligusterblüte. |
![]() Lichter Mittelwaldhieb mit Vorkommen von Maivogel und Heckenwollafter. |
Von Menschen geschaffener Lebensraum: Beide Arten finden in den Nieder- und Mittelwäldern Ersatzhabitate für die größtenteils verlorenegangenen lichten und warm-feuchten Au- und Bruchwaldstandorte. So liegen die aktuell bekannten bayerischen Vorkommen alle in (bzw. für den Heckenwollafter auch unmittelbar angrenzend an) oberholzarmen, mittelwaldbewirtschafteten Eichen- Hainbuchen- Wäldern. In den Mittelwäldern ist der lichte Bestandscharakter nicht durch die natürliche Dynamik sondern durch die Art der Bewirtschaftung bedingt: Merkmal des Mittelwaldes ist die Zweischichtigkeit des Bestandes. Die Oberschicht besteht aus großkronigen Laubbäumen, die im weiträumigen Verband stehen. Bei einem Hieb werden diese Bäume zur Bauholznutzung stehen gelassen. Die Unterschicht besteht aus jüngeren, stockausschlagfähigen Bäumen, die im 20- bis 30-jährigen Umtrieb zur Brennholzerzeugung genutzt werden. Aus den Stöcken wächst nach einem Hieb das Unterholz wieder hervor. Durch diese Nutzungsform gibt es also immer wieder lichte Stellen im Wald, die häufig ein feucht-warmes Kleinklima aufweisen. |
Verschiedene Waldnutzungsformen: |
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Mittelwald: |
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Entwicklung |
Wie bei allen anderen Schmetterlingen auch erfolgt die Entwicklung von Maivogel und Heckenwollafter über Ei, Raupe, Puppe und Falter. Die Flugzeit des Maivogles liegt v.a. im Juni. In dieser Zeit legen die Weibchen ihre Eipakete ab. Bereits im Juli findet man dann die Raupen, die überwintern und sich im nächsten (oder evtl. übernächsten) Jahr bis zur Verpuppung weiterentwickeln. Aus den Puppen schlüpfen dann wieder die Falter. Die Falter des Heckenwollafters trifft man erst im Herbst (September / Oktober) an. Im Gegensatz zum Maivogel erfolgt die Überwinterung nicht als Raupe sondern als Ei. Die Raupen des Heckenwollafters schlüpfen erst im folgenden Frühjahr. Die Verpuppung erfolgt im Juni. Aus einem Teil der Puppen schlüpfen noch im selben Jahr die Falter, ein kleinerer Teil der Puppen überliegt, d.h. die Falter schlüpfen erst im Herbst des nächsten Jahres. |
Falter
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Raupengespinst
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erwachsene Raupe
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Maivogel (Euphdryas maturna) |
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Heckenwollafter (Eriogaster catax) |
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Die Raupen beider Arten leben gesellig. Nach dem Schlupf aus dem Ei bleiben sie beisammen und bauen an einem gemeinsamen Nest. Dieses Nest nutzen sie als gemeinsamen Ruheplatz. Auch kann ein Nest Vorteile bei der Thermoregulation (verminderter Wärmeverlust durch Zeltschicht und eng aneinander gedrängtes Ruhen) und bei der Feindabwehr (Schutz im Inneren des Zeltes, gegenseitige Warnung und gemeinsames Feindabwehrverhalten) bringen (vgl. Ruf et al. 2003) |
Besondere Ansprüche an den Lebensraum
Im Rahmen das Artenhilfsprogrammes stellte sich sehr schnell heraus, dass beide Arten besondere Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. |
![]() Eine Esche mit außergewöhnlich vielen Maivogelnestern. |
Wahl der Eiablagepflanze: Zum einen besteht in beiden Fällen eine enge Bindung an eine bestimmte Nahrungspflanze. Die Weibchen des Maivogels legen ihre Eipakte ausschließlich an Esche. Und der Heckenwollafter nutzt mit wenigen Ausnahmen fast nur die Schlehe zur Eiablage. Wahl des Eaiblageortes: |
![]() Das Höhenspektrum, das von Maivogelweibchen zu Eiablage genutzt wird, ist auch von der Höhe der Bodenvegetation abhängig. |
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Sehr ähnliche Ansprüche stellt auch der Heckenwollafter, wobei die Bedingungen etwas weiter gefasst sind. Auch diese Art bevorzugt warm-feuchte Standorte mit ausreichender Besonnung, die er vorwiegend in lichten Waldbeständen findet. In Jahren mit einer großen Population nutzt der Heckenwollafter aber verstärkt auch dem Wald vorgelagerte Bereiche, wenn sie ausreichend luftfeucht sind (z.B. Schlehen an Gräben oder Teichen). Insgesamt besiedelt der Heckenwollafter bereits auch jüngere Mittelwaldhiebe, da bereits relativ kleine Schlehenbüsche genutzt werden können. | Hier kann man Gelege des Heckenwollafters finden. |