Details zur Biologie des Kreuzenzian-Ameisenbläulings

    
Ansprüche an den Standort der Nahrungspflanzen
Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling benötigt - wie der Name schon sagt - den Kreuzenzian (Gentiana cruciata) als Eiablage- und Raupennahrungspflanze. Aber nicht alle Pflanzen werden gleichermaßen gerne zur Eiablage genutzt:
Pflanzen, die von der umgebenden Vegetation eingewachsen sind, werden kaum von den Weibchen mit Eiern belegt. Die meisten Eier findet man dagegen auf großen, kräftigen und gut sichtbaren Pflanzen, die deutlich aus der umgebenden Vegetation hervorragen (wie im Bild).
Die jungen Raupen fressen in den Blütenknospen bis sie zu Beginn des vierten Larvalstadiums das Alter zur Adoption durch Ameisen erreichen.

Eine Bläulingsraupe in einem Ameisennest (Foto von Sielneziew).

Abhängigkeit von der Wirtsameisenart
Die Raupen lassen sich im vierten Larvalstadium von der Nahrungspflanze fallen um von einer Wirtsameise in das Ameisennest eingetragen zu werden. Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling
wird als "Kuckucksart" bezeichnet, denn die Raupen werden von den Ameisen gefüttert - ähnlich einem Kuckuck im fremden Nest. Unter Umständen fressen die Raupen zusätzlich von der Ameisenbrut.
Das System Schmetterling - Pflanze - Ameise funktioniert nur, wenn alle Parameter stimmen. Wenn die Vegetation z.B. zu dicht wird, kann es sein, dass zwar die Pflanze gerade noch vorkommt, aber nicht mehr die Wirtsameise des Bläulings (eine Knotenameise, z.B. Myrmica sabuleti), da es der Ameise in dichter Vegetation zu kühl für ihre Nester wird. In diesem Fall kann dann natürlich auch der Kreuzenzian-Ameisenbläuling nicht mehr überleben.
   
Vorkommen von Wirtsameisen im Standortbereich der Kreuzenziane
Und auch wenn sowohl Wirtspflanze als auch Wirtsameise vorkommen, kann es manchmal für den Bläuling schwierig werden. Wenn die Wirtsameisen zufällig ihre Nester nicht nah genug in der Umgebung der Enziane gebaut haben, ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Arbeiterin bei der Nahrungssuche eine Raupe findet. Wird die Raupe nicht von einer Wirtsameise gefunden, entdeckt sie vielleicht eine Arbeiterin einer anderen Ameisenart und sammelt sie auf - in diesem Fall aber als Beute!
    
    

Bedeutung der Vegetationsstruktur
Deshalb ist es für das System Schmetterling - Pflanze - Ameise so wichtig, dass die Vegetationsstruktur nicht zu hoch oder dicht ist. Nur dann fühlen sich alle Beteiligten dieses Systems wohl und kommen recht häufig vor, was wiederum wichtig ist, dass sich Falter, Enzian und Wirtsameise gegenseitig finden.

   

Eine Raupe im Fruchtknoten des Kreuzenzians.

Nutzung des Standortes
Die Vegetationsstruktur wird aber von der Art der Nutzung der Wiese oder des Magerrasens durch den Menschen beeinflusst. So muss die Nutzung (Beweidung oder Mahd) in ihrer Stärke und dem Zeitpunkt der Durchführung auf die Biologie des Kreuzenzian-Ameisenbläulings abgestimmt werden. Wird z.B. zu einem falschen Zeitpunkt gemäht, wenn sich die Raupen noch in den Knospen des Kreuzenzians befinden, dann kann man dadurch die gesamte Bläulingspopulation stark schädigen.
    
Fundorte in Bayern
Die meisten bekannten Fundorte des Kreuzenzian-Ameisenbläulings in Bayern sind in der Frankenalb bekannt, gefolgt vom Unterbayerischen Hügelland und den Mainfränkischen Platten. Auch in der Voralpenregion und den Nördlichen Kalkhochalpen gibt es einige Nachweise. In anderen Naturräumen gibt es keine oder nur vereinzelte Fundpunkte.
Bekannte Fundorte des Kreuzenzian-Ameisenbläulings in Bayern.
Nicht an allen Fundpunkten gibt es noch aktuelle Nachweise!
    

Gefährdung des Kreuzenzian-Ameisenbläulings