Gefährdung des Kreuzenzian-Ameisenbläulings
          

Bestandssituation in Bayern
In Bayern sind ca. 150 Fundpunkte mit teils sehr alten und jüngeren Nachweisen des Kreuzenzian-Ameisenbläulings bekannt. Leider konnten eine Reihe von Fundorten aktuell nicht mehr bestätigt werden. An 32 (40 %) aller 79 im Rahmen des Artenhilfsprogrammes untersuchten Standorte kam die Art nicht mehr vor. Und nur in 5 Fällen können die vorgefundenen Populationen als groß und einigermaßen stabil bezeichnet werden.
Insgesamt ist die Bestandssituation in Bayern also eher rückgängig und sehr kritisch!

      

            

Mangel an geeigneten Lebensräumen
Eine der Hauptursachen für den starken Rückgang des Kreuzenzian-Ameisenbläulings ist der Mangel an geeigneten Lebensräumen. Denn es gibt kaum mehr mageres Grünland mit nicht zu dichter Vegetation in warmer und besonnter Lage, das extensiv (nicht zu stark) als Mahd oder Weide genutzt wird und das auch gerne mit Gehölzen bestanden sein darf.
          
Mangel an Nahrungspflanzen, Wirtsameisen und geringe Lebensraumgröße
An 24 untersuchten Standorten konnte kein Kreuzenzian mehr gefunden werden - somit kann hier der Kreuzenzian-Ameisenbläuling ebenfalls nicht vorkommen.
Teilweise sind die Standorte relativ klein (deutlich unter 1 ha), so dass hier sowieso nur eine kleine Enzian- bzw. Bläulingspopulation vorkommen kann, die an sich gefährdeter ist als eine große Population.
Meistens war an den Standorten nur ein geringer Teil der Fläche auch mit Kreuzenezianen bestanden. Diese Pflanzen wurden dann auch alle - sofern nicht zu stark eingewachsen oder versteckt - von den Falter-Weibchen zur Eiablage genutzt.
Aber auch an besiedelten Standorten musste häufig ein Mangel an Nahrungspflanzen beobachtet werden: in 16 Fällen musste der Falter mit weniger als 20 Enzianen auskommen. Lediglich an 15 Standorten kamen mehr als 100 Kreuzenziane vor.
An einem weiteren Standort gab es reichlich Kreuzenziane, der Kreuzenzian-Ameisenbläuling konnte aber trotzdem nicht gefunden werden. In diesem Fall fehlte für das Vorkommen des Bläulings die Wirtsameise!

            

Ein typisches Bild, wie es in Bayern häufiger beobachtet wurde: Der Kreuzenzian steht nur auf wenigen Teilflächen des untersuchten Standortes. Aber der Kreuzenzian-Ameisenbläuling nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Pflanzen zur Eiablage (Bild rechts).

Überbelegung der Enziane
Eine Folge des Mangels an Lebensraum und Nahrungspflanzen ist eine Überbelegung der Kreuzenziane. Im Extremfall drängen sich dann mehr als 100 Eiern pro Trieb um die Knospen herum (wie im Bild links).
Aber dies ist weder für den Falter noch für die Pflanze gut. Denn die Raupen dringen in die Blütenknospen ein und ernähren sich vom Gewebe des Fruchtknotens. Die Pflanze kann dann keine Samen mehr ausbilden. Im Normalfall hätte die Pflanze genügend Knospen, so dass immer einige dabei sind, die nicht durch den Raupenfraß geschädigt werden.
Und bei einer derartigen Eibelegungsstärke dringen viele Raupen in eine Blütenknospe ein und fressen sich gegenseitig die Nahrung weg, so dass auch die jungen Raupen nicht überleben können.
            
Bodenverdichtung
Bei der künstlichen Neuanlage von Magerrasen bzw. bei der Planierung einer Weide sind starke Bodenverdichtungen aufgetreten. Obwohl an diesen Standorten der Kreuzenzain teilweise vergleichsweise zahlreich wächst, gibt es dennoch für den Kreuzenzian-Ameisenbläuling ein Problem: Für die Wirtsameisen ist der verdichtete Boden ungeeignet, um ein Ameisennest zu bauen. Aus diesem Grund stehen viele Enziane nicht nahe genug bei einem Ameisennest, so dass die Raupen von ihrer Wirstameise nicht gefunden werden und somit sterben müssen.

               

unangepasstes Management
Eine wichtige Gefährdungsursache ist auch ein falsches Management. Durch zu geringe oder zu intensive Nutzung oder eine Beweidung bzw. Mahd zu einem falschen Zeitpunkt kann ggf. großer Schaden angerichtet werden (siehe Details zur Biologie). Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling kommt zwar auch auf Brachen vor, aber es ist fragwürdig, ob die benötigten Vegetationsstrukturen langfristig ohne eine Nutzung der Flächen erhalten bleiben.
                
Schutz des Kreuzenzian-Ameisenbläulings